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Neu denken ist wichtig!

„Vieles hat sich geändert seit der Boot Tulln im letzten März – zuerst hatte ich wie Viele eine Zeit der Ruhe, die ich mit konzentrierter Arbeit an der frischen Luft verbracht hab‘ und mit Nachdenken wie es denn weitergehen könnte. Alle Veranstaltungen abgesagt und völlige Unklarheit für zumindest den Rest des Jahres.

Ende Mai dachten dann einige Kollegen, daß es jetzt wieder los gehe, die Grenzen seien ja offen … Vieles wurde angekündigt. Vieles wurde wieder abgesagt. Vieles wurde einfach nicht neu gedacht, der Wunsch wieder zurückzukehren zum „alten Normal“ war stark. Ist bei Vielen immer noch stark. Ich habe auf Websites gelesen „wir sind in Izola wieder im Vollbetrieb!“. Ahja. Was auch immer „Vollbetrieb“ bedeuten sollte in diesem Zusammenhang …

Es hat sich ja viel mehr geändert als anfangs gesehen wurde – viele Menschen haben ihre Arbeit verloren, viele sind noch immer in Kurzarbeit und wissen nicht, ob sie auf dem Weg zur Vollbeschäftigung sind oder auf dem Weg zur Arbeitslosigkeit. Die verloren gegangene Kaufkraft wird noch viel mehr Jobs kosten, eine Spirale nach unten erst mal. Das  (durchaus sinnvolle) Schließen von Grenzen war nicht nur neu für uns und unsympathisch, es hat auch  Grenzen in den Köpfen etabliert – bleiben wir lieber daheim, hier ist es sicherer. Und wer weiß ob wir wieder heimkönnten einfach so wenn wir erst mal usw usw … Verständlich.

Ich hab weitergearbeitet zuhause, die Entwicklung beobachtet. Meine RYA Seefahrtschule in Port Hamble passte immer weniger ins Zukunftsbild: Die britische Haltung zur EU ist unglaublich, der Umgang mit Corona ist dem der USA sehr ähnlich. Unmöglich, irgendetwas seriös zu planen in den kommenden Monaten. Zudem ist gerade im deutschsprachigen Raum die RYA immer mehr in Mode gekommen, zahllose Angebote versprechen auch jetzt eine Vorbereitung auf den Yachtmaster Offshore, kaum jemand hat die entsprechenden englischen Ausbildnerlizenzen. Von „Prüfungen bei Partnerschulen“ ist da die Rede und das RYA-Logo soll den Verkauf fördern. Ich habe fantastische Jahre verbracht im Solent mit meiner Schule sea-man-ship UK und ich habe jetzt die Schule ohne Bedauern geschlossen. Sollten eines Tages Gezeitentrainings wieder sinnvoll planbar sein, werde ich sie im Programm haben – RYA Yachtmaster werde ich jedenfalls nicht mehr ausbilden in England und muß mich daher nicht mehr mit inkompetenten Geltungssüchtigen um dieses Marktsegment raufen. Ich empfehle „MCO Sailing“ und „Die Yachtakademie / Bernd Reese“, das sind Schulen. Die Pandemie hat mir geholfen, mit einem Ärgernis abzuschließen, dafür bin ich dankbar!

Im August kam dann die traurige Nachricht, daß mein väterlicher Freund, Ing. Hugo Herrmann verstorben ist. Er hat die Österreichische Seefahrtschule gegründet 1974 und mir 2004 übergeben. Seit damals ist sie mit meinem sea-man-ship verwachsen. Schon im Juli hatte ich beschlossen, die Österreichische Seefahrtschule wieder in den Vordergrund zu rücken und ich bin froh daß ich ihm das noch erzählen konnte.

Meine Sparte „Seefahrt“ immer wieder neu zu denken ist wichtig für mich: Was ist jetzt anders, für mich, für meine Schüler und Kunden, was kann ich verbessern, was entspricht dem Jetzt, dem „neuen Normal“? Meine Website oess.at spiegelt das Ergebnis dieser Überlegungen wider und das Titelbild dieses Artikels zeigt unser neues offenes Kielboot, einen Falken, kentersicher und unsinkbar und für 6 Personen zugelassen, der nahe Klosterneuburg an der Donau liegt und mit dem wir Vieles vermitteln können, das später auf der Yacht wichtig sein wird. Unabhängig von Grenzschließungen und Quarantäneregeln.

Ich veranstalte in diesem Jahr keine praktischen Trainings mehr auf Yachten, nicht in England und nicht in der Adria, weder ab Aquileia noch ab Izola. Die Situation ändert sich wöchentlich und ich halte das Ausschreiben von solchen Veranstaltungen zur Zeit für zutiefst unseriös.

Aktuell laufen hier in Klosterneuburg 2 Theoriekurse für den FB2, die im Dezember mit Prüfung abschließen  werden. Neue Crews werden kommen. Die Österreichische Seefahrtschule arbeitet wieder, vornehmlich für Interessierte,  die in Wien oder Tulln oder irgendwo dazwischen wohnen. Kleine Crews von 5 Personen.

Der Falke fliegt ruhig …“

Heinz Ressl in Kritzendorf am 07. Oktober 2020